Einleitung

Kindergruppe auf dem Weg durch die Stadt.
Kindergruppe auf dem Weg durch die Stadt.
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Wenn Kinder durch die Stadt gehen, erleben Sie ihre Umgebung aus einer Höhe von durchschnittlich 90-130cm (Kinder zwischen 2 und 8 Jahren). Eine Perspektive, die Erwachsene selten einnehmen. Geplante Kreuzungen, Wege, Parks und auch Freizeiteinrichtungen wie Spielplätze werden aus der Perspektive der Erwachsenen geplant. Das Resultat ist nicht selten die erwachsene Vorstellung von Räumen für Kinder.

Um herauszufinden, wie Kinder ihre Umgebung wahrnehmen, macht es jedoch Sinn, die Perspektive zu wechseln und sich stärker auf die Kinderebene zu konzentrieren. Wie sehen Kinder ihre städtische Umwelt, die genauso zu ihrem Alltag gehört wie zu unserem? Wo spielen sie und warum? Ein Perspektivwechsel kann helfen, einen ganz neuen Blick auf ein Quartier zu erhalten.

Kinder sehen dabei ihre Umgebung nicht nur aus einer anderen Höhe, sondern auch unter anderen Gesichtspunkten. Lesen Sie den Artikel Kinderfreundliche Stadtplanung und erfahren Sie, warum Kinder unbedingt in Stadtplanungsprozesse einbezogen werden sollten. Nehmen Sie sich die Zeit, die Meinungen und Empfehlungen von Kindern und Jugendlichen zu ihren Wohnvierteln zu erfahren und beziehen Sie sie aktiv in Planungsprozesse ein.

 

Aufgabe



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Ihr Ort oder ihr Stadtviertel soll kinderfreundlicher werden. Hierfür soll überprüft werden, wie von Kindern genutzt Wege sicherer gestaltet werden können. Außerdem soll eruiert werden, wie die vorhandenen Spielplätze genutzt werden und an die Bedürfnisse der Kinder angepasst sind. Bei ihren Überlegungen sollen Kinder aktiv einbezogen werden und ihre Interessen aktiv Berücksichtigung finden.

Sie möchten Kinder daher in einem ersten Schritt auffordern, ihnen ihre Lieblingsplätze im Viertel zu zeigen. Laden Sie hierfür eine Gruppe Kinder ein, mit ihnen einen Streifzug durch ihr Viertel zu unternehmen. Bei diesen Streifzügen sind Sie der Beobachter und lassen sich völlig von den Kindern leiten.  Die Kinder bestimmen die Routen, die Orte und auch wie lange Sie mit ihnen unterwegs sind. Lassen Sie sich die Spiel- und Aufenthaltsorte der Kinder zeigen – vor allem auch jene Erlebnisplätze, die sich abseits der offiziellen Spielplätze befinden.

Nutzen sie diese Streifzüge als erste Form der Bestandsanalyse und entdecken Sie mittels eines neuen Blickwinkels unbekannte Ecken im Viertel.

Prozess

Sie möchten, dass Kinder aktiv an der Gestaltung und Planung von Stadtvierteln oder Gemeinden beteiligt werden und ihre Interessen vertreten können. Sie laden Kinder daher als Nutzer des Viertels und Experten ein, am Prozess der Bestandsaufnahme teilzunehmen. Kinder erhalten die Möglichkeit, ihr Wohnumfeld eigenständig zu bewerten, Lieblingsplätze zu definieren oder schwierige Ecken aufzuzeigen und vielleicht sogar erste Änderungsvorschläge zu formulieren.

Sie laden eine Gruppe von Kindern ein, mit ihnen einen Streifzug durch ihr Viertel oder ihren Ort zu unternehmen. Ein Beobachter begleitet die Gruppe und lässt sich durch die Gegend führen. Bei einer großen Anzahl von Kindern oder sich stark unterscheidenden Altersgruppen, sollten mehrere Gruppen gebildet und begleitet werden.

Folgen sie Kindern auf ihren alltäglichen Wegen. Beobachten Sie oder erfragen Sie (während des Spaziergangs oder im Anschluss mittels eines Stadtplanes), wie Kinder sich im Viertel bewegen und wo sie sich aufhalten:

  • Welche Orientierungspunkte setzen sie, um sich zurechtzufinden?
  • An welchen Orten fühlen sie sich wohl/ welche Orte meiden sie?
  • Wo ist der beste Ort zum Spielen/ zum Freunde treffen/ zum Einkaufen?
  • Was könnte besser sein oder welchen Ort würden sie gern verändern?
  • Wie bewegen sie sich in der Stadt – öffentliche Verkehrsmittel, Eltern, allein?
  • An welchen Stellen haben Sie Schwierigkeiten, wo fehlen Fußgängerüberwege oder Ampeln?

Beobachten Sie, wie Kinder geplante Räume wie Spielplätze sehen und welche Räume sie zweckentfremden und sich aneignen, etwa den leere Supermarkparkplatz als Fahrradstrecke. Lassen Sie sich besonders die versteckten Ecken und Orte zeigen, die Erwachsenen oft verborgen bleiben.

Welche Erkenntnisse ergeben sich aus dem beobachtbaren Nutzungsverhalten von Kindern? Und welche Schlussfolge­rungen lassen sich daraus ableiten?

Im Nachgang könnten Sie mit den Kindern mit Hilfe eines Stadtplanes noch ausführlicher ins Gespräch kommen. Rekapitulieren Sie ihren Spaziergang und besprechen Sie die gesehenen Orte und Wege. Regen Sie die Kinder dazu an, Anmerkungen und Hinweise zu Verbesserungen zu äußern.

 

 

Zusammenfassung

Um zu wissen, was Kinder und Jugendliche benötigen, um sich in ihrem Wohnumfeld zurechtzufinden und wohlzufühlen, ist es sinnvoll, ihre Perspektive einzunehmen und mit ihnen in den Austausch zu treten. Da Kinder in ihrer kognitiven Entwicklung nicht immer in der Lage sind, ihre Ansichten verbal mitzuteilen, ist neben dem Zuhören auch das Beobachten essentiell.

Um Städte und Kommune kinderfreundlich zu gestalten, ist es unabdingbar, Kinder und Jugendliche in die Planungsprozesse einzubeziehen. Der gezeigte Perspektivwechsel durch Spaziergänge als Form der Bestandaufnahme kann hierbei ein erster Schritt sein. Aber auch in den weiteren Planungsverlauf sollte diese Zielgruppe eingebunden werden. Dabei ist es wichtig, bereits im Vorfeld Verbindlichkeiten zu vereinbaren: nur wenn die Ideen und Vorschläge der Kinder und Jugendlichen ernsthaft geprüft, weiterverfolgt und schließlich umgesetzt werden, kann das Interesse an der gemeinsamen Planung und das Vertrauen in die Planer erhalten werden. 

Evaluation

Lernergebnisse

  • Die Teilnehmenden wissen um die Bedeutung des Einbezugs von Kindern und Jugendlichen in den städtischen Planungsprozess, um die Perspektive dieser Altersgruppe einnehmen und Anforderungen entsprechen zu können und kennen Methoden, die Gruppe in den Planun

Kenntnisse

  • Sie wissen um die Notwendigkeit des Perspektivwechsels bei Projekten für Kinder und Jugendliche.
  • Sie kennen Vorteile des Einbezugs von Kindern in stadtplanerische Prozesse.

Fähigkeiten

  • Teilnehmende können mit anderen Nutzergruppen in Dialog treten, um verschiedene Anforderungen an Orte und Viertel zu bestimmen.
  • Sie wissen um die Bedeutung von aktivem Beobachten und Zuhören und können dies umsetzen.

Einstellungen

  • Teilnehmende sind in der Lage, die Perspektive einer anderen Nutzergruppe einzunehmen, die Bedürfnisse dieser Gruppen wahrzunehmen und darauf einzugehen.
  • Teilnehmende können durch Beobachten Rückschlüsse auf Anforderungen und Bedürfnisse anderer Nutzergruppen an städtische Orte ziehen.

Ressourcen

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